Name
Baldur Hellissand
Alter
34 Jahre
Geburtstag
31.12.1918
Größe und Gewicht
178 cm, 73 kg
Haarfarbe und Augenfarbe
dunkelbraun, (braun) weiß durch Katarakte
Herkunft
Winnipeg, Kanada
Beruf
Professor für Verhaltensbiologie
Beziehungsstatus
single
Zugehörigkeit
Katori
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Wie es sich für den Nachfahren eines Seefahrervolkes gehört, ist Baldur das Onwards-and-Upwards-Mindset praktisch in die Wiege gelegt worden. Nicht minder aber wurde es ihm anerzogen, da er als erster in seiner Familie auf kanadischem Grund geboren wurde und man daher noch sehr fest mit der Heimat und den dazugehörigen Identitätsmerkmalen verwurzelt ist. (Wobei Baldurs Mutter sich für jegliche geographische Völkerbezeichnungen disqualifiziert, da sie ihrerseits auf der Überfahrt zur Welt kam.)
Entsprechend wurde Baldur in manchen Aspekten eher konservativ und in anderen eher progressiv erzogen, jedoch hatte sich schon sehr früh herausgestellt, dass er überdurchschnittlich intelligent ist, was sich auf seine Reflektiertheit und sein Wahrnehmung auswirkte und dafür sorgte, dass er schon immer sehr gut darin war, sich sein eigenes Bild von Dingen zu machen. Seine Vorstellungskraft ist dabei allerdings so übersteuert, dass er oft nur wenigen Leuten zu verstehen geben kann, was er sich wie gerade vorstellt. Seine akademische Laufbahn und die Tatsache, dass Tiamat eine der wenigen ist, von der er sich ohne wenn und aber etwas sagen lässt, haben zwar dafür gesorgt, dass ihm das leichter fällt, aber nicht viele kommen auf Anhieb mit, wenn Baldur aus dem Nähkästchen plaudert, geschweige denn, wenn es tief in die Gefilde der Tier-Mensch-Kommunikation geht. (Was etwas tragisch ist, wenn man bedenkt, dass er sich Kommunikationswissenschaftler schimpft. Oder es gerne tun würde -- wäre es eine anerkannte Fachrichtung.)
Gerade diese Art der Grenzenlosigkeit und die Fähigkeit, in Richtungen zu denken, die sonst üblicherweise nicht eingeschlagen werden, stehen ihm manchmal im Weg, wohingegen sie ihn zu anderen Gelegenheiten aber auch weiter bringen. Der Grund, warum er seine Stelle an der Universität überhaupt hat, liegt nämlich weniger an seiner Art outside the box zu denken, sondern an seiner Fähigkeit, saubere und ordentliche Forschung zu betreiben, und dass er tatsächlich wirklich viel über sein Fachgebiet weiß -- was in nicht geringen Maße natürlich der Tatsache geschuldet ist, dass er sich mit einer Vertreterin einer der für ihn relevanten Spezies barrierrefrei unterhalten kann.
Dass er schon früh als so intelligent bezeichnet wurde, sorgte für ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, das öfter in Arroganz überschlagen kann und auch, dass er in sozialen Situationen manchmal nicht recht weiß, wie er sich verhalten soll, kommt ihm dahingegen weniger zugute. Trotzdem scheut er sich ganz und gar nicht vor sozialer Interaktion, was er allerdings wieder recht schmerzlich neu erlernen musste, seitdem er erblindet ist. Noch immer hängt ihm da die Unsicherheit nach und er umgibt sich zwar gerne mit anderen Menschen, zeigt sich jedoch nur dann als besonders extrovertiert, wenn er durch seine Intelligenz dabei glänzen kann.
Dabei kommt dann sehr schnell wieder zum Vorschein, dass er eigentlich weiß was er tut und sich dann auch gerne in den Vordergrund drängt und es nicht abwarten kann, anderen die Zügel aus der Hand zu nehmen, wo er nur kann. Dies geschieht nicht aus bewusst manipulativen Gründen -- so einer ist er eigentlich nicht -- aber er gibt sich auch keine große Mühe, das Verhalten abzulegen.
Früher zwar stärker ausgeprägt, aber noch immer deutlich ist seine Tendenz, nahtlos von einem excelsior zu einem aut cum scuto, aut in scuto überzugehen. Nicht nur seinem Selbstbewusstsein zu verdanken, musste er auch dieses Verhalten an den Tag legen, um sich mit seinen abstrakten Forschungsthesen und -theorien gegenüber seinen Kollegen zu behaupten. Seine Studenten, die die meiste Zeit aber nur seine reguläre Lehre mitbekommen (aber erst recht die Ausnahmekandidaten, die sich selbst für seine sehr nischenhaften Veröffentlichungen interessieren), finden Baldurs Enthusiasmus in der Regel höchst ansteckend. Auch wenn sich hinter seiner Verbissenheit auch eine Verbitterung verbirgt. Diese hat das ein oder andere Mal auch schon fast dazu geführt, dass er seine Arbeit hingeschmissen hätte, aber bisher hat er sich noch immer rechtzeitig daran erinnert, wofür er das eigentlich macht. Die einzigen Leute, die dies aber in der Regel mitbekommen, sind die, mit denen er sich regelmäßig auch in seinem privaten Umfeld umgibt (also ... nicht viele), denn er ist sehr gut darin, Privates und Professionelles zu trennen. Während emotionale Reaktionen in den eigenen vier Wänden durchaus vorkommen, fällt es ihm verhältnismäßig leicht, sich in seinem Arbeitsumfeld auf das Wesentliche zu konzentrieren, sich zu ordnen und Prioritäten zu setzen. Alles andere kommt später. Hat er deshalb schon Mal einen Assistenten angeschnautzt? Sicher. Emotional heißt ja nicht gleich auch empathisch, das fällt ihm nämlich bedeutend schwerer. Trotzdem hat er -- wenn es mit Belangen zu tun hat, in denen er sich auskennt oder persönliche Erfahrung hat -- ein Händchen dafür, im richtigen Moment die richtigen Worte zu finden.
Vor allem durch die Blindheit ist er doch auch etwas bescheidener geworden, als er es zuvor war und musste lernen, dass Leute nicht nur auf ihn angewiesen sein können, sondern er auch auf jene angewiesen ist. Zu behaupten, er könne mittlerweile gut damit umgehen wäre aber auch übertrieben. Fehler zuzugeben und sich zu entschuldigen fällt ihm schwer, denn er macht ja, seiner Ansicht nach, keine Fehler und das verlangt er auch von den Leuten um sich herum. Er ist kein Tyrann, aber gerade die, die unter ihm arbeiten oder lernen, müssen selbst darauf kommen und dann damit umgehen können, dass ein harter Umgangston nichts mit den Fähigkeiten oder der Persönlichkeit seines Gegenüber zu tun hat, sondern mit seinem Anspruch gegenüber sich selbst und der Welt in der er sich navigieren und durchbeißen muss. Hat jemand eine Deutungshoheit über ihn, erwartet er eine ähnliche Einstellungen und kann dementsprechend ehrfürchtig sein. Respektlos gegenüber denen, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, wird er normalerweise nicht, aber man wird zu spüren bekommen, was sein Anspruch ist. |