29.10.2023, 15:09
Katori
der Katori [sg], die Katori [pl]
Katori. | Die Geschichten um den heiligen Krieg sind vielerorts längst vergessen. Dementsprechend wenig ist über Katori im Allgemeinen bekannt. Die wenigen, die es auf der Welt gibt, leben meist im Geheimen, um ihr Bündnis zu schützen und nur selten trifft man auf jemanden, der so ist wie man selbst. Niedergeschriebene Informationen sind keine bekannt und so ist alles, was man weiß, hauptsächlich eine Mischung aus mündlichen Überlieferungen und eigener Erfahrung. In den Legenden heißt es, dass ein Mensch dann zum Katori wird, wenn er tief im Herzen den Wunsch hegt, die Seelen der Tiere zu retten.
Was man inzwischen weiß, ist, dass Bündnisse im Regelfall zwischen einem Menschen im Kindesalter zwischen acht und fünfzehn Jahren und einem ausgewachsenen Tier zustande kommen. Die Menschenkinder zeichnen sich häufig durch eine große Verbundenheit zur Natur und Barmherzigkeit gegenüber anderen Lebewesen aus. Außerdem scheint das Tier üblicherweise das gegenteilige Geschlecht des Menschen zu besitzen.
In welchen Situationen ein solches Bündnis zustande kommt, ist ungewiss. Schier aus dem Nichts scheinen sich die Seelen eines Menschen und eines Tieres miteinander zu verbinden. Mit einem Mal sind die Gedanken und Gefühle für den jeweils anderen spürbar, gar sichtbar, was frische Katori nicht selten völlig überfordert. Erst mit der Zeit lernen die Verbundenen, dieses Chaos zu kontrollieren und die neuen Möglichkeiten dieser Verbindung nutzen. Sie können förmlich mit den Augen des anderen sehen, wenn dieser bildhaft denkt und fühlen, was sie fühlen. Mit ein wenig Übung gelingt es ihnen allerdings auch, bestimmte Gedanken und Gefühle wieder gezielt vor ihrem Partner zu verbergen.
Bündnis und der Bündnisstein. | Ein zwischen Katori und tierischen Partner geschlossenes Bündnis wird durch einen Edelstein symbolisiert, der kurze Zeit nach der Verbindung auftaucht. Wenn der Katori ihn findet, ist er immer ungeschliffen und weist einen Durchmesser zwischen drei und zehn Zentimetern auf. Man kann ihn jedoch geringfügig bearbeiten, um ihn in eine bestimmte Form zu bringen, ohne dass sich etwas verändert. Sollte er jedoch vollständig zerstört werden, zerbricht auch das Bündnis. Auch, wenn es den Katori meist nicht wirklich bewusst ist, spüren sie instinktiv, dass der Schutz dieses Steins wichtig ist. Manche tragen ihn als Kette um den Hals, andere lagern ihn immer sicher zu Hause - das ist jedem selbst überlassen.
Sobald Tier oder Mensch sterben, zerbricht auch der Stein in viele kleine Splitter. Zerbricht er aus einem anderen Grund, zerbricht auch das Bündnis.
Seelentiere. | Vor der Bündnisschließung unterscheidet das Tier nichts von anderen Tieren. Einzig und allein die Tatsache scheint wichtig, dass es ausgewachsen ist. Das Bündnis wird scheinbar vor allem durch Zufall geschlossen. Etwas anderes ist nicht bekannt. In der Regel haben die Tiere das gegenteilige Geschlecht ihres menschlichen Partners.
In dem Moment, in dem das Bündnis geschlossen wird, lässt der Katori den tierischen Partner in seinen Verstand. Ab diesem Moment kann er mit ihm telepathisch kommunizieren. Der Umgang miteinander benötigt auf beiden Seiten Übung und kann unterschiedlich lange dauern. Die natürlichen Instinkte des Tieres bleiben erhalten, ebenso wie all ihre Sinne. Das Einzige, was sich ändert, ist dass ihr Verstand klarer wird und sie im Gegensatz zu ihren normalen Artgenossen die Welt ‚menschlicher‘ wahrnehmen.
Im Gegensatz zu den Menschen kann es durchaus sein, dass das Seelentier bereits bei Bündnisschließung einige Informationen bezüglich der Katori hat. Dies variiert von Tier zu Tier und wird darauf zurückgeführt, dass das Wissen um den heiligen Krieg in jeder ihrer Seelen schlummert. Es können nur nicht alle darauf zugreifen. Manche von ihnen nutzen auch den Begriff „Amír“ statt Seelentier und geben ihn an ihre Partner weiter.
Neben der Möglichkeit zur Kommunikation und der menschenartigen Intelligenz erhalten die Tiere zudem die Fähigkeit der Dematerialisierung. Das ist ein körper- und schwereloser Zustand, indem die Tiere ihre Partner auch in belebten Städten unbemerkt begleiten können. Zudem ermöglicht es dem Tier eine schnellere Fortbewegung (vergleichbar mit der Geschwindigkeit eines Raubvogels), bei der sie auf keinerlei Hindernisse achten müssen. In diesem Zustand ist das Tier förmlich unantastbar und auch blutende Wunden machen ihm dematerialisiert nichts aus. Allerdings kostet es einiges an Kraft, den Zustand aufrecht zu erhalten. Auch Nahrungs- und Wasseraufnahme sind dematerialisiert nicht möglich und begrenzen somit zusätzlich die Zeit, die ein Tier in diesem unsichtbaren Zustand bleiben kann.
Krankheiten des Menschen, egal ob akut oder chronisch, beeinflussen das Tier jedoch nicht.
Kommunikation. | Die Kommunikation zwischen Katori und seinem Seelentier verläuft in erster Linie telepathisch. Das heißt, dass Tier und Mensch in ihren Gedanken miteinander sprechen können, ohne auf sich aufmerksam zu machen. Hierfür spielt auch die Entfernung oder der dematerialisierte Zustand keine Rolle, solange die Verbindung zwischen den Partnern gegeben ist. Je weiter sie voneinander entfernt sind, desto mehr Übung und Kraft benötigt die Verbindung allerdings auch, bis sie ab etwa 60km Entfernung gänzlich abbricht. Neben der Kommunikation miteinander ist es geübten und mit ihrem Partner vertrauten Katori auch möglich, die Gefühlswelt des jeweils anderen wahrzunehmen, solange der Partner dies nicht vor einem verschließt. So lassen sich zum Beispiel auch die Sinne des jeweils anderen für eine gewisse Zeit nutzen.
Seelentieren ist es auch möglich, telepathisch mit anderen Katori zu kommunizieren. Hierbei hören es dann allerdings sämtliche Katori in einem gewissen Radius – so, wie es auch wäre, würde das Tier normal mit ihnen sprechen. Die stumme Kommunikation ist allein zwei Partnern vorenthalten. Nur in Ausnahmefällen ist es einem Seelentier möglich, einen anderen Katori direkt anzusprechen, ohne dass es von Umstehenden wahrgenommen wird. Dies könnte zum Beispiel bei Katori-Brüdern der Fall sein, die von Anfang an sehr vertraut mit dem Partner des jeweils anderen sind. Allerdings ist es dennoch möglich, zu flüstern oder zu schreien, um so den Radius, in dem das Tier gehört werden kann, zu verringern oder zu vergrößern.
Katori können einem fremden Seelentier ausschließlich laut antworten. Das bedeutet, dass das Seelentier sie auch nur dann hören kann, wenn sie entweder in materialisiertem oder dematerialisiertem Zustand vor Ort sind. Nur dem eigenen Katori ist es möglich, mit dem Seelentier über eine gewisse Distanz zu kommunizieren. Normale Menschen können Seelentieren nicht sprechen hören.
Die Kommunikation unter Seelentieren finden auf die gleiche Weise statt wie mit fremden Katori. Trotz ihrer menschlichen Intelligenz können Seelentiere mit wilden Artgenossen nur auf die Weise kommunizieren, wie es die jeweilige Art eben vorgibt, da ihrem Gegenüber die Fähigkeit fehlt, sich mit Worten auszudrücken.
Aura. | Im Gegensatz zu normalen Menschen besitzen Katori eine gewisse Aura, die es ihnen ermöglicht, einander zu erkennen. Sie spüren die Verbindung zu einem Tier, sind allerdings nicht in der Lage, dies auf einen bestimmten Menschen zurückzuführen. Je jünger ein Katori ist und je seltener er bislang auf Gleichgesinnte getroffen ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass ihm die Aura eines anderen bewusst auffällt. Seelentiere besitzen ebenso eine Aura. Erfahrene von ihnen können diese allerdings anderen Katori gegenüber unterdrücken, wenn sie wollen. Einem Hund beispielsweise wäre es trotz Verbundenheit also möglich, sich vor anderen Katori als normaler Hund auszugeben.
Gefallene. | Zerbricht das Bündnis eines Katori, wird er nicht einfach wieder zu einem gewöhnlichen Menschen. Wenn das Seelentier stirbt oder der Bündnisstein zerbricht, bleibt ein gefallener Katori zurück. Die Aura eines Gefallenen hat etwas Düsteres an sich und wirkt auf Katori traurig und trostlos. Auf Unwissende kann dies einschüchternd wirken, immerhin hat es kaum mehr was vom einstigen Gefühl der Verbundenheit.
Warum das Bündnis eines Gefallenen zerbrochen ist, kann dabei nicht von außen festgestellt werden. Nicht immer muss es mit dem Tod des Tieres zusammenhängen. Auch ein gewolltes oder ungewolltes Zerbrechen des Steins kann aus einem Katori einen Gefallenen machen. Auch diejenigen, die im Laufe des Lebens den Wunsch verlieren, die Seelen der Tiere retten zu wollen, werden zu Gefallenen, heißt es in den Legenden.
Ist ein Katori einmal gefallen, kann er kein weiteres Bündnis eingehen.