Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.

Es ist: 05.02.2025, 20:10


[Prolog] Flucht ins Ungewisse
#31
Dalvin riss sich mit aller Macht zusammen, nicht über die Schulter zurück zu blicken. Er wusste, dass das ungute Gefühl in seiner Magengegend nur stärker werden würde und er doch wieder einen anderen Weg einschlagen würde. Also hielt er den hellen Blick nach vorn gewandt, suchte mit ruhiger Miene nach Anthony und seiner Partnerin. Er glaubte, sie in der Nähe zu sehen, war dadurch jedoch so fokussiert, dass er den Schatten aus den Augenwinkeln nicht kommen sah.
Sie stieß gegen ihn, hielt ihn fest und keuchte im nächsten Moment ein paar Worte, deren Sinn für einen Moment vor Dalvin verborgen blieb. Er blinzelte, realisierte und klammerte sich zeitgleich fester an den Stock in seiner Hand. Noch immer mit Überraschung in den blauen Augen musterte er die Fremde, deren Aura er ganz eindeutig zuordnen konnte. Noch ein Katori. Das machte… wie viele? Der Ire versuchte gerade in seinem Wirren verstand die Katori aufzuzählen, von denen er wusste, kam dabei aber nur auf zwei. Den, der bei Anahiel saß und die Fremde vor ihm. Bevor er weiter zählen konnte, ließ die Dunkelhaarige ihn los, sein Blick suchte nach einem Tier, fand jedoch keins. Erst, als die Frau sich vorstellte, merkte Dalvin auf, richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. Elaine. Nein, er kannte sie definitiv nicht.

„Dalvin."
Fasst, mein Freund. Fast.

Dalvin schluckte. Noch während er gesprochen hatte, war ihm sein kleiner Fehler aufgefallen. Aber seinen Namen zurück zu nehmen wäre wohl noch auffälliger gewesen. Vielleicht vergaß sie seinen Namen auch wieder. Oder hatte ihn nicht richtig verstanden. Oder irgendjemand hatte dazwischen gerufen, was er nur nicht gehört hatte, weil er ja gesprochen hatte.

Du bist ein Idiot, Dalvin. Sie wird dich schon nicht direkt fressen. Wo ist dein irisches Temperament?
Ist begraben.


Jadiya schwieg und Dalvin wusste nur zu gut, wieso. Dagegen wusste sie auch nach all den Jahren nichts zu sagen. Er seufzte tonlos, konzentrierte sich aber auf die Worte der Frau vor ihm, die sich entschuldigte und sich nach seinem Wohlbefinden erkundigte. Ob ihm etwas weh tat? Sein erster Impuls wäre es beinahe gewesen, sie auf den verdammten Stock in seiner Hand hinzuweisen. Wieso hätte er sonst… durchatmen. Nichts an dieser Situation war ihre Schuld. Rein gar nichts. Der Dunkelhaarige bemühte sich also um ein versöhnliches Lächeln, winkte dann mit der freien Hand ab. Auch seine Stimme war frei von jeglichem Vorwurf.

„Keine Sorge, es ist nichts passiert. Ich kenne das, wenn man mit den Gedanken ganz woanders ist und man selbst den Baum direkt vor einem nicht sieht.“

Kannte das nicht irgendwie jeder? Er auf jeden Fall. Vor allem mit einer Partnerin, die einen nicht darauf hinwies, wohin man gerade lief. Kleines, Socken klauendes Monster.

„Hast du deinen Partner bei dir?“

Dalvin war noch immer ein wenig überrumpelt, vergaß darüber jede Höflichkeit und musterte die Dunkelhaarige nur mit fragender Miene, aber einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

[Bahnhof | Elaine]
_____
Zitieren
#32
"Dalvin", echote die Katori und blickte den nun-nicht-mehr-ganz-so Fremden mit einem strahlenden Lächeln an. "Freut mich sehr!"

Alles in ihr verlangte nach Antworten, verlor sich in der Vorstellung des Potentials, das diese Begegnung barg, dass sie die Erwartung beim besten Willen gar nicht aus dem Gesicht gewischt bekommen hätte.

Atmen. Beruhige dich. Du weißt, was passiert, wenn du zu überschwänglich - zu viel bist.

Natürlich wusste sie das, immerhin hatten die beiden das etliche Male erlebt und noch öfter besprochen, aber es war so, so verdammt schwer, den Drang nach Antworten im Zaum zu halten. Zumal zwischen Wissen und Fühlen manchmal Welten lagen, die Elaine in diesem Moment nicht zu überbrücken vermochte. Doch Iras hatte Recht, weswegen sie sich dazu zwang, so subtil wie möglich tief durchzuatmen, und lockerte die Finger, die sie unwillkürlich zu Fäusten geballt hatte. Schon antwortete Dalvin auf ihre Frage nach seinem Befinden und sie unterdrückte ein erleichtertes Aufseufzen - immerhin war dem Mann nichts passiert, ein guter Anfang, oder nicht?

"Danke für Ihr Verständnis. Das hätte trotzdem nicht passieren dürfen.", entgegnete Elaine und ihr Lächeln geriet erstmals ins Wanken.

Ein anderer hätte sie vermutlich zur Sau gemacht, immerhin war sie diejenige gewesen, die nicht auf den Weg geachtet und den Zusammenstoß verursacht hatte. Kurz fiel ihr Blick auf den Gehstock, doch diesen hatte der Katori bereits zuvor besessen, immerhin erschien so etwas nicht plötzlich aus dem Nichts, ganz im Gegensatz zu ihren Seelentieren. Dennoch - es machte die Situation durchaus ein wenig prekärer und sie war dem nicht-mehr-ganz-so Fremden ehrlich dankbar für seinen verständnisvollen Umgang mit dem Zwischenfall.
Die Frage nach ihrem Partner ließ sie kurz innehalten und daran erinnern, dass der Barsoi gerade nicht sichtbar war.

"Ja, Iras ist hier. Es ist nur etwas, äh … unbequem mit einem großen Hund zu reisen."

Ihr Lächeln hatte wieder die Elaine-typische Strahlkraft zurückgewonnen, mit dem sie jenes des Mannes erwiderte. Dabei neigte sie den Kopf leicht schief und schloss für einen Moment die Augen, beinahe als wollte sie sich für diesen Umstand entschuldigen. Das Problem hierbei lag jedoch außerhalb ihres Einflusses; Menschen verhielten sich manchmal sehr komisch. Wie auch immer, die Unsichtbarkeit ihres Seelenpartners war nun mehr als zweitrangig. Ihr war nicht entgangen, dass Dalvin das informelle Du benutzt hatte, also tat sie es ihm gleich.

"Was ist mit deiner Partnerin?"

Demonstrativ sah Elaine sich um, immerhin schien auch Dalvin 'allein' unterwegs zu sein. Seine Aura jedoch hatte ihn verraten, genauso wie ihre. Gefallene fühlten sich anders an, so viel hatte sie mittlerweile in Erfahrung bringen können, und er zählte definitiv nicht dazu.

[ Bahnhof | Dalvin & Iras (d) ]
_____
Zitieren
#33
Die Fremde wiederholte seinen Namen, fügte einen Satz an, bei dem Dalvin sich um ein ehrliches Lächeln bemühte, den Kopf in einer zustimmenden Geste neigte und mit einem ruhigen „Ebenso“ antwortete. Dabei versuchte der Ire mit ruhiger Atmung sein zu schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Sie waren sich hier nur zufällig begegnet, nicht jeder Mensch (oder Katori) war gegen sie. Ein Gedanke, den der Dunkelhaarige sich immer und immer wieder ins Gedächtnis rief und der trotzdem nur mäßig erfolgreich war. Was hätte er dafür gegeben, wenn sie schon einige Monate weiter wären, wenn sie das Misstrauen, die Angst zumindest zum Teil ablegen konnten? Und dafür, dass sie wieder nach Hanya zurück kehren konnten, in eine zumindest vorläufige Heimat.
Elaine entschuldigte sich noch einmal mir anderen Worten, die Dalvin nur mit einem Wink seiner freien Hand abtat. Für ihn war dieses Thema schon längst vergessen. Es war nichts passiert, es hatte keine böse Absicht dahinter gesteckt, also war er der Letzte, der deswegen jetzt ein Fass aufmachen würde. Interessanter waren die Worte der Frau über ihren Partner. Ein großer Hund? Es gab ein breites Spektrum, was für ein Hund sich unsichtbar in seiner Nähe befand. Und da besagtes Tier schwieg, verriet er auch nichts über seinen Charakter. Das Lächeln des Mannes wurde ein wenig sanfter und sein Blick huschte kurz Richtung Boden, auf die Höhe, wo er einen großen Hund erwarten würde.

„Dann auch dir Hallo, Iras!“

Dalvin vermutete jedenfalls, dass er weniger Probleme mit dem dematerialisierten Zustand hatte als Jadiya. Wäre sie ein ‚normales‘ Tier, ein Hund, eine Katze oder irgendetwas, was keinen skeptischen, aufmerksamen Blick auf sich zog, hätte sie vermutlich schon längst verlernt, wie man in diesen Zustand überging. Umso weniger wunderte es den Braunhaarigen, dass sie diesen Zustand jetzt bei Anthony gelöst hatte. Trotzdem beunruhigte es ihn.

„Jadiya erkundet mit einem Freund den Bahnhof. Im besten Fall zeigt sie sich nicht, eine Wölfin ist dann doch ziemlich auffällig.“

Dass gerade genau das Gegenteil der Fall war verschwieg Dalvin vollkommen bewusst. Und nur, um noch einmal sicher zu sein, dass niemand ihnen zuhörte, ließ den blauen Blick kurz schweifen. Hielt halb bewusst Ausschau nach Jadiya und Anthony, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf Elaine richtete.

„Gehörst du zu den anderen Katori, die einem hier am Bahnhof begegnen?“

Die Miene des Iren hatte mittlerweile einen deutlich freundlicheren Zug angenommen, seine Achtsamkeit legte er jedoch nicht ab. Jadiya würde schon Bescheid sagen, wenn irgendetwas schief lief. Und vielleicht konnte es ja hilfreich sein, etwas über diese ganzen fremden Katori zu erfahren.

[Bahnhof | Elaine / Iras (d)]
_____
Zitieren
#34
Damit, dass Dalvin ihr Seelentier direkt ansprach, hatte Elaine nun wirklich nicht gerechnet. So nett diese Geste auch war, es führte unglücklicherweise nur dazu, dass ihr Lächeln kurz verrutschte und die Anspannung in ihren Körper zurückkehrte. Iras war mit jeglichen Lebewesen, außer ihr selbst, bekanntermaßen nicht gerade umgänglich, weswegen nach den Grußworten eine unangenehme Stille einkehrte.

Jetzt sag’ schon was, verdammt!
Garantiert nicht.
Dein Ernst? Du weißt, wie wichtig das für mich ist.
Ja.

Die Katori holte tief Luft und stieß sie mit einem Seufzen wieder aus. Großartiger erster Eindruck, das würde ihr bestimmt viele Sympathiepunkte einfahren! ...nicht. Nach all den gemeinsamen Jahren hatte sie sich allerdings daran gewöhnt und auch eingesehen, dass Wut und Zorn absolut nichts an Iras’ Art änderten. Offenbar teilte ihr Seelentier nicht die Sorge, dass sein Schweigen zu ihrem Nachteil sein könnte. Tja, nun, mehr als darauf hoffen konnte Elaine ohnehin nicht, denn wenn Iras nicht wollte, dann wollte er eben nicht.

"Entschuldige bitte. Iras ist … Iras. Nimm's bitte nicht persönlich, er verhält sich tatsächlich allem und jedem gegenüber so unfreundlich."

Immerhin schien Dalvin davon nicht allzu sehr beeindrucken zu lassen, denn er erzählte von seinem Seelentier und was sie scheinbar gerade so trieb. Eine Wölfin! Was für wunderschöne, anmutige Tiere. Sofort erhellten sich ihre Gesichtszüge nach der peinlichen Situation und sie konnte es kaum erwarten Jadiya kennenzulernen. Dass Barsoi, wie ihr Seelentier einer war, dazu gezüchtet wurden und werden, um auf Wölfe Jagd zu machen, ließ sie besser unerwähnt. Reichte schon sein unhöfliches Benehmen.

"Ein außergewöhnliches Tier! Hoffentlich bekomme ich sie noch zu Gesicht."

Schließlich lag es im Bereich des Möglichen, dass sie unterschiedliche Züge nahmen. Umso wichtiger, schleunigst zu den relevanten Fragen zu kommen. Doch dann stellte der Mann eine Frage, die sie wie ein Blitzschlag durchfuhr, beziehungsweise eher die Konsequenzen daraus und was das für Elaine bedeutete. Hier befanden sich neben Dalvin scheinbar noch weitere Katori, die möglicherweise Licht ins Dunkel bringen und ihre Wissbegierde erstmal stillen konnten. Sie konnte es kaum glauben, dass die Reise möglicherweise doch noch von Erfolg gekrönt sein könnte.

Du warst so auf Dalvin eingeschossen, dass du alle anderen gar nicht wahrgenommen hast.

Der dezente Hinweis zwischen den Zeilen entging ihr nicht, woraufhin sie ihr Gespür von dem nicht-mehr-ganz-so-Fremden nahm und schweifen ließ. Tatsächlich - seine Aura war nicht die einzige, die sie wahrnehmen konnte. Vor Vorfreude und Aufregung wäre sie beinahe auf der Stelle auf und ab gehüpft wie ein kleines Kind, konnte sich jedoch bremsen und ließ die Emotionen stattdessen aus ihren Gesichtszügen sprudeln.

"Nein, ich gehöre nicht zu denen. Hast du mit ihnen gesprochen?"

Die Zeit lief ihnen davon und sie musste abwägen, was ihre nächsten Schritte nun waren. Dummerweise war Iras absolut keine Hilfe, den konnte sie also nicht zur Informationsbeschaffung losschicken. Nach den vielen gemeinsamen Jahren wusste Elaine zwar, dass er sie auf seine verschrobene, teilweise schroffe Art bedingungslos liebte, aber freiwillig ins Gespräch mit anderen gehen würde er deswegen trotzdem nicht. Nicht, solange es nicht um Leben oder Tod ginge. Somit musste die Katori herausfinden, wie viel Dalvin wusste und entsprechend die Gesprächsdauer anpassen, um im Zweifelsfall noch mit den anderen reden zu können.

[ Bahnhof | Dalvin & Iras (d) ]
_____
Zitieren
#35
Baldur konnte nicht feststellten, ob er überfordert oder überwältigt war. Er war müde und hatte eigentlich keine Kapazitäten mehr so viele Eindrücke aufzunehmen -- vor allem, wenn es welche waren, die über Kanäle zu ihm kamen, welche nicht besonders oft genutzt wurden. Oder zumindest nicht so vielfälitg. Auf der anderen Seite wollte er alles wahrnemen. Alles. Jeden einzelnen. Nein, alle auf einmal, nur um zu spüren, wie es sich anfühlte ... verbunden zu sein. Aber dann jeden einzelnen herausfiltern, sezieren, notieren, auswerten.

Was bei Gott bedeutete das alles gerade?

Jahre -- Jahrzehnte, wenn man die Arbeit von Gerald Delaney mitrechnete, bevor Baldur Teil der Forschungsgruppe geworden war -- arbeiteten sie daran, mehr über diese Verbindungen herauszufinden. Stunden an Frust, Schnipsel, Asche, zerknüllte Papierkugeln, die im Müll gelandet waren, weil es einfach nichts gab -- rein gar nichts -- das einen weiterbrachte. Fast die Hälfte seines Lebens war vergangen und er hatte in dieser ganzen Zeit einen einzigen Seinesgleichen gefunden. Zwei, wenn man Mr. Noyer dazuzählte, den er seit ungefähr zwei Wochen kannte und dem eine Dekade und ein viel zu hoher Verschleiß an Assistenten vorausgegangen war, weil diese einfach nicht verstanden, worum es Baldur wirklich ging. Drei, wenn man den Sergeant zählte, dem Baldur in Inebury schon über den Weg gelaufen war, der aber noch weniger wusste als er und gar noch weniger damit zu tun haben wollte. Aber drei Menschen waren nichts im Vergleich zu dem, was er gerade wahrnahm. 

Ein deutliches Signal löste sich aus dem Kaleidoskop.

Sie kommt direkt auf uns zu, sagte Tiamat. Nicht minder erfreut an der Situation.

Und dann war es auch noch eine Frau. Das. Allein das -- die magere Anzahl an Seinesgleichen, von denen er wusste, waren bislang immer nur Männer gewesen. Er hatte Theorien -- natürlich hatte er die -- wer in der Weltgeschichte alles dazugehört hatte. Natürlich waren Frauen dabei -- nicht wenige. Aber er hatte natürlich nie etwas beweisen können.

In der Glückselgkeit der Erkenntnis schwelgend, nahm er ihre Frage zwar wahr, aber es kümmerte ihn nicht, wie üblich, dass man ihn als hilflos erachtete. Stattdessen formten seine Lippen ein Lächeln.

"Benötigen nicht, nein, aber helfen können Sie mir sicherlich trotzdem." Er streckte eine Hand aus. "Ich bin Professor Doktor Baldur Hellisand und ich erforsche Tier-Mensch-Kommunikation and der Universität von Inebury. Meine Gefährtin ist gerade dematerialisiert. Hoffentlich."

"Also, hör mal", tadelte sie ihn vor der unbekannten Dame, dafür, dass er ihre Vernunft bezüglich ihres Auftretens in Frage stellte -- aber das störte ihn nicht. Es war eine kleine Stichelei -- das hörte er auch aus ihrem Ton heraus. Und der wurde auch freundlich-für-Fremde, als sie sich an die Dame wandte. "Tiamat. Meine Gestalt eignet sich leider weniger gut für die Öffentlichkeit, aber es ist mir trotzdem eine Ehre."

{ am Gleis | Anahiel + Yriho (d) | Miali (d), Dalvin, Elaine + Iras (d) in nächster Nähe | wartet auf Vincent, wird von Anahiel angesprochen }
_____
Zitieren
#36
Korah plusterte ungesehen ihre Federn vor Irritation auf. Als Vogelvieh war sie wirklich noch nie bezeichnet worden. Und ob die tiefe Stimme es nun böse gemeint hatte, oder es an Feingefühl mangelte, war im dematerialisierten Zustand schwierig zu sagen. Die Rabendame verfluchte diesen lauten, rußigen Ort voller Menschen. Zwar freute sie sich endlich so vielen anderen Katori begegnet zu sein, aber ein menschenüberlaufener Bahnhof war der denkbar schlechteste Ort, um einander kennenzulernen.
Doch Korah war auch nicht nachtragend und ehe sie negativ über jemanden dachte, nahm sie dessen Art mit Humor und guter Miene.

”Welcher Tierart gehört ihr an?”, fragte sie sogleich. Eine wichtige Information, die Baldur bestimmt gerne hätte. Vincent schien so überfordert mit der Situation, dass er zu wenig Fragen stellte.


Vincent war tatsächlich sehr überfordert von der Situation und auch er musste immer wieder daran denken, dass Baldur Hellissand ihm mehrfach - ja schon fast eindringlich - erläutert hatte, wie schwierig es war andere Katori zu treffen. Und Vincent hatte ihm geglaubt, nicht zuletzt weil er selbst so unempfänglich für sein Gegenüber war. Wäre da nicht Korah, oder Baldur vor wenigen Wochen, hätte er nie geahnt in einem Vorstellungsgespräch einen weiteren Katori und sein Seelentier zu treffen. So auch jetzt. Zwei auf einmal. 

Und wie ihm der Glatzköpfige eben bestätigte, schien er auch aus Inebury zu stammen. Vincent sah ihn mit großen Augen an, der Blick huschte kurz zu dem Lockenkopf, der sich einer schnellen Antwort enthielt. Doch dass sein Seelentier überhaupt Inebury angesprochen hatte, war ein Indiz, dass sie zumindest den Ort kannten - eventuell auch anstrebten. Vincent schüttelte den Kopf.

”Was für ein seltsamer Zufall…”
”Aber ein schöner. Wir freuen uns immer neue Bekanntschaften zu schließen und unsere Begleitung am Bahnsteig sicherlich…”

Korahs Worte gingen einfach unter, als sich die Stimmung innerhalb der Gruppe veränderte. Natürlich brachte Vincents gefiederte Freundin mehr Feingefühl mit, dass sie es sofort mitbekam. Währenddessen hinkte der junge Mann hinterher, das Gesicht zu einem Runzeln verzerrt, den Blick zwischen den Anwesenden hin und her huschend - wobei er immer länger auf dem materialisierten Wolf hängen blieb. Und irgendwann war seine ganze Aufmerksamkeit zwischen William und seinem Seelentier. Irgendetwas ging zwischen den beiden vor sich und der Mann schien mittlerweile etwas blass um die Nase.

Auf seine Nachfrage kam eine nichts sagende Entschuldigung - nicht, dass ein Fremder ihm irgendeine Erklärung schuldig wäre.  Und kurz darauf entschuldigten sich die beiden mit einem Blick auf die Armbanduhr. Nicht unfreundlich, aber doch sehr abrupt. Und auch wenn die Wölfen einem Wiedersehen nicht abgeneigt schien, war die Wahrscheinlichkeit dafür doch recht gering. Vincent sah fragend zu dem anderen Katori, immerhin hatten die beiden sich vielleicht schon länger unterhalten.

Wie gewonnen so zerronnen., merkte Korah bekümmert an. Jetzt konnten wir sie Baldur nicht mehr vorstellen.
Vielleicht ist es besser so. Was war denn vorhin los? Du warst auch so still.
Seltsame Schwingungen an diesem Ort. Nicht nur von diesem William geht ein eigenartiges Gefühl aus.

Was wenig hilfreich für Vincent war. Er unterdrückte ein Seufzen, um nicht unfreundlich zu wirken. Da er nicht zu sehr in einem inneren Monolog mit Korah versinken wollte, beließ er das Thema dabei und blickte kurz auf seine Taschenuhr, ehe er das Gespräch mit dem dritten Katori aufnahm. 

”Die zwei waren wohl nicht auf dem Weg nach Inebury. Es ist noch ausreichend Zeit bis der nächste Zug abfährt.”

,merkte er an und schenkte seinem Gegenüber ein Lächeln.

”Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt, wie unhöflich. Mein Name ist Vincent Noyer. Ich denke als… Gleichgesinnte ist das ‘Du’ angemessen, oder?”
”Und ich bin Korah. Wollt ihr uns zurück zum Bahnsteig begleiten? Du wolltest auch noch Kaffee holen, Vincent. Vergiss das nicht. Und Essen. Ich will Nüsse haben, aber nicht die salzigen, die sind wirklich ungenießbar.”

Vincent wartete ab, bis Korahs Geplapper abebbte, während er sich mit einem entschuldigenden Lächeln den Nacken rieb. Aber Korah hatte nicht unrecht, er sollte wirklich endlich das Essen und den Kaffee besorgen. Zumal es keinen guten Eindruck machte, wenn er seinen Chef so lange alleine am Bahnhof sitzen ließ.

”Ist hier zufällig ein Café oder eine Bäckerei in der Nähe?"


[Bahnhof | Korah(d), Samuel & Nethaki (d)]
_____
Suchen Baldur Hellissand gefällt dieser Beitrag
Zitieren
#37
Es spielte einfach keine Rolle mehr. Der Bahnhofsmitarbeiter wandte sich tatsächlich noch einmal herum, musterte den Lockenkopf argwöhnisch, schnaubte dann beim Anblick der ‚Leine‘, schien sich nach einem kurzen Moment des Zögerns jedoch mit der Lösung zufriedenzugeben. Vielleicht auch einfach, weil ihm der Hund nicht ganz geheuer war in seiner Größe und seiner Masse und da er ja jetzt zumindest unter Kontrolle wirkte, konnte er ein fehlendes weiteres Einschreiten mit seinem Gewissen vereinbaren. Anthony hatte mit diesem Kontrollblick gerechnet, doch… Als sein Blick dafür den des Mannes aufgefangen hatte, der mit seiner reinen Präsenz so vieles durcheinander warf, war sowohl der Arbeiter als auch der vorherige Anschiss einfach vergessen gewesen. Vergessen wie die leise Verzweiflung darüber, dass Jadiya noch immer an seiner Seite stand, statt sicher dematerialisiert zu sein und vermutlich ebenso wie er in diese Richtung starrte, aus der ihm Melancholie und Hoffnungslosigkeit entgegenschwabte, als wäre sie Mensch geworden.
 
Nicht, weil der Mann zwingend offen danach aussah, sondern weil er es fühlen konnte. Nicht nur die Aura an sich, die ihn umgab und ihm so fremd war, obwohl sie sie sich teilten, sondern alles, was damit zusammenhing. Ein vergangenes Leben. Schuld. Trümmer. Der Griff um das Ende des Gürtels festigte sich und auch, wenn er die Wärme der Wölfin an seinen Beinen wahrnahm, schaffte er es nicht, den Blick zu lösen. Ein Blick in den Spiegel sozusagen und Anthony empfand mehr noch als damals bei Lance das Gefühl, dass er jedem Katori in seiner Nähe Unrecht tat, sie dem tagtäglich auszusetzen. Er schluckte, schauderte innerlich und blinzelte erst, als Jadiya ihn darüber informierte, dass bei Dalvin und Anahiel ein weiterer fremder Katori war. Fuck. Anthony überkam das Gefühl von fehlender Sicherheit. Was hatte das zu bedeuten? Was, verdammt nochmal, wollte ihnen das Schicksal damit sagen, dass sie nicht einmal in Ruhe untertauchen konnten, wenn sie es doch so dringend nötig hatten?
 
„Irgendwas stimmt nicht.“, murmelte Anthony gedankenverloren auf die Worte der Wölfin hin, schaffte es aber noch immer nicht, sie anzusehen.
 
Er fühlte sich eigenartig heiser. Sein Gegenüber senkte den Blick und Anthony wurde sich endlich gewahr, dass er gestarrt hatte. Unfreundlich gestarrt, aber das war wohl nebensächlich. Anthony hatte zurzeit andere Sorgen als seine mangelnde Freundlichkeit oder Empathie. Der andere Gefallene war älter als er und auch, wenn es für Anthony erst acht Jahre waren, die er ohne Faith verbrachte, hatte er irgendwie das Bedürfnis, ihm etwas Aufbauendes mit auf den Weg zu geben. Nur leider hatte er nichts, was aufbauen könnte. Denn es war beschissen. Und es würde immer beschissen bleiben.
 
„Tut mir leid.“, hörte Anthony sich dann sagen, nachdem der andere eigenartig mechanisch die Hand gehoben hatte. Ja, es tat ihm leid. Alles. Auch, wenn er nichts dafürkonnte. Es tat ihm dennoch so unendlich leid. „Um die Zigarette meine ich.“
 
Ein Versuch, es irgendwie zu retten, denn ihm hatte nichts leidzutun. Allerdings wusste er auch sonst nichts, was er hätte sagen sollen, nachdem sein Unterbewusstsein schon den Anfang gemacht hatte. Eigentlich wollte er sich gar nicht damit konfrontieren. Doch je länger er diesen Mann ansah, je länger er seiner Aura ausgesetzt war, desto einsamer, desto schuldiger fühlte er sich. Ohne den Gürtel loszulassen sank seine Hand etwas tiefer in Jadiyas Fell, kraulte sie, hielt inne, hielt sich fest.


{ Jadiya & Jareth | Bahnsteig }
_____
Zitieren
#38
Der Partner der fremden Frau schwieg weiter vor sich hin und automatisch dachte Dalvin darüber nach, wieso nichts von ihm kam. Jadiya war jedem Fremden gegenüber erst einmal skeptisch, was sie jedoch nicht davon abhielt, sich irgendwo dazwischen zu drängen. Vielleicht ging es dem unsichtbaren Hund genauso, nur dass er eben einfach seine Gedanken für sich behielt? Es störte den Iren in jedem Fall nicht und mit diesem kurzen Gedankenspiel fiel ihm auch die aufgekommene Stille nicht wirklich auf. Erst, als die Dunkelhaarige wieder zu sprechen begann hob Dalvin den Blick, lächelte auf ihre Worte hin ein wenig schräg, aber voller Verständnis.

„Keine Sorge, ich habe schon einige solcher Tiere kennen gelernt.“ Der helle Blick des Mannes huschte noch einmal ein wenig tiefer, als ob er nachschauen wollte, ob Iras sich nun zeigte. „Ich habe immerhin auch keine Lust, mich mit jedem Fremden zu unterhalten.“

Er hatte schon deutlich Schlimmeres erlebt, als dass einfach nicht mit ihm gesprochen wurde. Die geradeso verheilte Wunde an seinem Bein war Zeuge davon, aber der Ire bestand auch nicht unbedingt darauf, diese Erfahrung zu übertrumpfen. Die Worte seines Gegenübers ließen den Dunkelhaarigen kurz nicken, seine Miene noch ein wenig weicher werden.

„Wenn sie von ihrem Streifzug zurück ist, bestimmt. Sie beschnuppert gern Fremde, auch wenn sie eher skeptisch ist.“

Vor allem in ihrer aktuellen Situation. Umso besorgter machte es den Mann, dass sie ihren sicheren Zustand verlassen hatte, jetzt ganz offensichtlich am Bahnhof herum lief. Immerhin waren ihre Gedanken in diesem Moment nicht ganz so aufgewühlt – zumindest war nichts dergleichen für ihn erkennbar. Er traute dieser Stille nicht, aber er konnte sich nur auf seine Partnerin verlassen. Sie hätte niemals zugelassen, dass Jemand Anthony Leid zufügte – in welcher Form auch immer.
Seine Frage veränderte noch einmal etwas bei der Frau, plötzlich schien sie voller Eifer, voller Wissbegierde. Wusste sie vielleicht etwas über das, was ihnen in Hanya geschehen war? Oder war sie einfach aufgeregt, weil sie auf andere Katori traf?

„Nicht wirklich. Drei weitere Katori gehören zu mir, aber hier scheinen noch einige Fremde zu sein.“

Wie viele konnte er nicht ausmachen, aber mindestens zwei bei Anthony, einer bei Anahiel. Hatte Yriho erwähnt, wie viele er insgesamt gesehen hatte? Und was war mit Rey? Schlief sie den Schlaf der Gerechten oder war bei ihr möglicherweise auch noch ein Katori? Zu gern hätte der Ire Jadiya zu seiner Schwester geschickt, aber die Wölfin würde sich sicher keinen Schritt von Anthony weg bewegen. Er beließ es also erst einmal dabei, immerhin schlug Kiewa auch keinen Alarm.

„Wir hätten nicht erwartet, hier so viele Katori anzutreffen. Und jetzt scheinen sie überall zu sein.“

[Bahnhof | Elaine & Iras (d)]
_____
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 6 Gast/Gäste